Informationen zum Strahlenschutz

Warn- und Alarmsignale im Katastrophenfall



Kommt es in Europa zu einem schweren Störfall in einem AKW, kann man sich im Gegensatz zu einer Kernwaffendetonation bereits mit einer geringeren Abschirmung gegenüber der äußeren Bestrahlung schützen. Aus diesem Grund bieten gewöhnliche Häuser in massiver Bauweise bei Kernkraftwerksunfällen einen sehr hohen Schutz.

Bei einer Untersuchung der Wiener Gebäude wurde z.B. ein durchschnittlicher Schutzfaktor von 1/80 festgestellt. Das heißt, die externe Strahlenbelastung im Haus beträgt gegenüber der Belastung im Freien nur mehr ein Achtzigstel. Bei älteren Gebäuden in dicht verbauten Gebieten liegt dieser Schutzfaktor sogar über 1/100. Einfamilienhäuser im Grünen weisen jedoch oft nur einen Schutzfaktor von 1/5 bis 1/10 auf. Selbst diese Werte ergeben aber noch eine Verringerung der Strahlenbelastung auf 10 bis 20 Prozent gegenüber dem ungeschützten Aufenthalt im Freien. Vorsicht ist speziell in Häusern mit Holzwandkonstruktionen oder in Leichtbauweise geboten - sie bieten nur eine geringfügige Abschirmung!

Auch die Aktivitätskonzentration in der Atemluft wird im Inneren von Gebäuden gegenüber der im Freien verringert, wenn Fenster und Türen rechtzeitig geschlossen werden und während des gesamten Durchzugs der Wolke geschlossen bleiben. Da Fenster im allgemeinen nicht so dicht sind, ist die Verringerung der Dosis durch Einatmen allerdings wesentlich geringer als die Verringerung der Dosis durch äußere Bestrahlung. Bei modernen energiesparenden Fenstern kann mit einer Reduzierung um etwa 80 Prozent, bei älteren Bauten nur um etwa 40 Prozent gerechnet werden. Nach dem Durchzug der radioaktiven Wolke ist ein gründliches Lüften der Wohnung auf jeden Fall notwendig. Dadurch kann die teilweise durch Undichtheiten der Fenster eingedrungene radioaktiv verunreinigte Luft wieder abgeführt werden.

Eine Verbesserung ist durch den Einbau von Frischluftfiltern möglich. Solche Filter bieten eine nahezu 100prozentige Reinigung der Atemluft von radioaktiven Aerosolen und somit eine erhebliche Reduktion der Strahlenbelastung durch Inhalation.

 
Selbstschutzmaßnahmen vor dem Durchzug der radioaktiven Wolke:
  • Im Freien befindliche Gegenstände (Spielsachen, Wäsche etc.) und Haustiere ins Haus bringen
  • Nachbarn verständigen, denken Sie an Kinder und Hilfsbedürftige
  • Glashäuser schließen
  • Weidetiere in den Stall bringen
  • Wenn möglich, Futtervorräte und Brunnen abdecken
  • Wohnung oder andere schützende Räumlichkeiten aufsuchen
  • Radio/TV einschalten (ORF)
  • Alle Fenster und Türen schließen, Lüftungen abschalten
  • Wenn vorhanden, Schutzfiltersysteme einschalten
  • Zugluft vermeiden, auf Kaminöffnungen und Entlüftungssysteme achten, da hier Luft von außen eindringen kann
  • Insbesondere bei alten Fenstern und Türen die Fugen mit breiten Klebestreifen verkleben, nach einiger Zeit für Frischluftzufuhr aus angrenzenden Räumen sorgen
  • Kaliumjodidtabletten vorbereiten
  • Welche Maßnahmen tatsächlich zur Anwendung kommen, wird durch die Behörde je nach Gefährdungsstufe festgelegt
Selbstschutzmaßnahmen während des Durchzugs der radioaktiven Wolke:
  • Aufenthalt im Freien meiden, um möglichst wenig mit dem Fallout in Kontakt zu kommen
  • Bei behördlicher Anordnung Kaliumjodidtabletten einnehmen
  • Staubabsorbierende Raumfilter oder wenn vorhanden, spezielle "Strahlenschutzfilter" für die Wohnung verwenden
  • Längeren Aufenthalt unmittelbar vor Fensterflächen wegen erhöhter Strahlenbelastung meiden
  • Beim unbedingt notwendigen Aufenthalt im Freien sollte leicht zu reinigende Kleidung mit glatten Oberflächen (Regenschutz) und ein Mund-/Nasenschutz (Feinstaubmaske) getragen werden
  • Vor dem Betreten der Wohnung Schuhe und Oberkleidung vor der Eingangstüre ablegen und später durch Abbrausen oder feuchtes Abwischen vom radioaktiven Staub reinigen
  • Räumlichkeiten mit massivem Mauerwerk und wenig Fenstern bevorzugen. Dachausbauten, Veranden, Holzhäuser etc. aufgrund der geringen Abschirmwirkung meiden
Selbstschutzmaßnahmen nach dem Durchzug der radioaktiven Wolke:
  • Nach dem Durchzug der radioaktiven Wolke, also dann, wenn der Fallout sich aus der Luft auf dem Boden und anderen Flächen im Freien abgelagert hat, ist Reinlichkeit in jeder Hinsicht erforderlich
  • Schuhe vor dem Betreten der Wohnung ausziehen
  • Fußböden, Heizkörper, Lampen usw. feucht reinigen. Fenster und Fensterbänke waschen, Teppiche einschäumen und absaugen. Nur Staubsauger mit Feinfiltersystemen verwenden!
  • Täglich gründlich duschen, Hände, Haare und Bart besonders gründlich waschen
  • Haus und unmittelbare Umgebung (Zufahrten, Aufgänge, Balkone, Terrassen etc.) mit Wasserschlauch abspritzen
  • Bei allen Reinigungsarten Staubaufwirbelung vermeiden
  • Kein Obst und Gemüse aus dem Garten essen. Gemüse aus Glashaus bevorzugen (Empfehlungen der Behörden beachten)
  • Nach Möglichkeit Lebensmittel verwenden, die noch vor der radioaktiven Belastung (Vorrat) hergestellt wurden oder solche bevorzugen, die nur gering belastet sind.
In jedem Fall die Ratschläge und Anordnungen der Behörden beachten!
(Radio, Fernsehen, Printmedien, Anschläge, Lautsprecherdurchsagen)
 
Quelle: NÖ-Zivilschutzverband